Es
klopfte
verhalten
an
der
edlen
Holztür,
die
den
direkten
Zutritt
zu
Rouvards
Arbeitszimmer
versperrte.
Der
Schänkenbesitzer
Rouvard
Lautenschmied
hob
seinen
Blick
von
seinen
geöffneten
Schriftrollen
zur
Tür
und
bat
schließlich
den
Gast einzutreten.
Eine
kleine
Gestalt
huschte
durch
den
geöffneten
Türspalt
hindurch
und
schloß
sie
schnell
wieder
hinter
sich,
"Onkel
Rouvard,
hast Du einen Moment Zeit für mich?"
"Aber
sicher
doch,
Tares!
Für
dich
habe
ich
doch
immer
Zeit!"
grinste
der
ältere
Mann
und
beugte
sich
leicht
über
den
Tisch,
"worum
geht
es
denn
meine
Kleine?"
Er
hatte
Tares
vor
nunmehr
zwei
Jahr
aus
den
Trümmern
Zyrs
gezogen
und
fühlte
sich
seitdem für die kleine Elfin mehr als verantwortlich.
"Och Onkel, eigentlich wollte ich..." sie druckste ein wenig herum und schaute Rouvard mit großen, bittenden Augen an.
"Sag
es
nur,
Tares!
Habe
ich
dir
jemals
für
eine
deiner
Fragen
den
Kopf
abgerissen?"
scherzte
der
Alte
und
forderte
die
kleine
Elfin auf, weiter zu sprechen.
"Es ist wegen heute Abend..." begann sie mit leiser, zögerlicher Stimme.
"Du
möchtest
den
heute
Abend
stattfindenen
Gesangswettstreit
der
besten
Barden
sehen,
nicht
wahr!"
Rouvard
war
Tares
ins
Wort gefallen, da er meinte, richtig geraten zu haben.
"Nicht
ganz,
Onkel!"
wieder
druckste
die
kleine,
neunjährige
Elfin
herum,
doch
dann
atmete
sie
tief
durch
und
sagte
mit
fester
Stimme, "ich möchte auch mitmachen!"
Rouvard
fiel
der
Federkiel
aus
der
Hand.
Mit
allem
hatte
er
gerechnet,
nur
nicht
damit.
Er
schnappte
nach
Luft
und
rang
nach
den
passenden
Worten.
"Wie
soll
ich
sagen,
Tares...
Du
scheinst
deinen
Jonglierauftritt
gut
verarbeitet
zu
haben,
dein
Entschluss
zeugt
von
einem
gesunden
Selbstvertrauen,
nur...
nur",
wie
sollte
er
ihr
nur
sagen,
dass
er
dies
für
keine
so
gute
Idee
hielt.
Möglicherweise
würde
Tares
die
Letzte
werden
und
diese
Schmach
wollte
er
ihr
ersparen.
"Du
hast
doch
keine
fünf
Goldmünzen!"
fiel
es
ihm
ein.
"Die
Eintragung
in
die
Teilnehmerliste
ist
nun
einmal
nicht
umsonst,
da
kann
ich
keine
Ausnahme
machen,
leider!"
Er
vermied
es
in
Tares
traurige
Augen
zu
schauen
und
lehnte
sich
wieder
zurück.
Natürlich
kam
er
sich in diesem Moment hart und gemein vor, doch er wollte das Kind vor dieser möglichen schrecklichen Erfahrung schützen.
"Onkel?"
begann
Tares
erneut,
"trag
mich
bitte
in
die
Liste
ein!"
Mit
einem
verschmitzten
Lächeln
legte
die
junge
Elfin
fünf
polierte
Goldmünzen
auf
den
edlen
Holztisch.
Der
alte
Rouvard
war
mehr
als
überrascht.
Woher
hatte
das
kleine
Kind
soviel
Geld?
Als
ob
Tares
seine
Gedanken
lesen
konnte,
erklärte
sie
mit
einer
fröhlichen
Miene,
"Onkel
Malik
hat
sie
mir
gegeben,
alle
fünf!
Er ist extra wegen mir hierhin gekommen und er möchte mich heute abend singen hören."
So,
so.
Malik
ist
nur
wegen
dir
hier."
Rouvard
kratzte
sich
nervös
am
Bart.
Er
wollte
Tares
unter
keinen
Umständen
singen
lassen, sie war doch noch zu jung dafür!
"Trägst Du mich jetzt ein, Onkel?" Tares Stimme klang ein wenig ungeduldig und ängstlich.
Rouvard
hob
den
Federkiel,
tauchte
ihn
in
das
schwarze
Tintenfaß,
strich
die
überschüssige
Tinte
ab
und
hielt
nochmals
inne.
"Du
singst,
weil
Malik
es
möchte!
Aber
willst
Du
es
auch?
Tares,
heute
abend
singen
hier
die
besten
Barden
und
Bardinnen
Tromothans,
du
wirst
möglicherweise
die
Letzte
werden!
Und
davor
möchte
ich
Dich
bewahren!
Schau
mal,
auch
ich
war
einmal
so
jung
wie
du.
Mich
hat
mein
Vater
damals
einfach
beim
Dorfwettbewerb
der
besten
Erzähler
angemeldet.
Ich
erinnere
mich
noch
sehr
gut
daran:
Es
war
ein
warmer
Sommertag
gewesen,
als
der
Dorfschulze
bei
uns
vorbeikam
und
gefragt
hat,
ob
ich
nicht
am
Erzählerwettstreit
teilnehmen
wolle.
Damals
war
ich
in
deinem
Alter,
auch
neun.
Obwohl
ich
nicht
wollte, hat mich mein Vater angemeldet, weil er glaubte mir damit eine Freude zumachen..."
"Und Onkel? Hast Du damals den letzten Platz belegt?"
"Nein,
Tares!
Ich
habe
den
Wettsttreit
gewonnen,
aber
ich
wäre
niemals
Barde
geworden,
wenn
ich
Letzter
geworden
wäre.
Solch
eine
Niederlage
hätte
ich
nie
verwunden!
Mein
bester
Freund,
wie
hieß
er
nochmals,
ach
ja
Nuren
Zungenflink,
war
wordgewandter
und
fantasiereicher
als
ich,
nur
die
hohen
geladenen
Gäste
aus
den
umliegenden
Bardengilden,
die
Jury,
sah
das nicht so. Sie ließen Nuren Letzter werden..."
"Aber warum, Onkel? Hast Du nicht gesagt, er wäre besser als du?"
"War
er
auch,
Tares.
Er
war
es.
Seine
Geschichte
hatte
jeden
in
den
Bann
gerissen,
doch
im
entscheidenen
Augenblick,
kurz
vor
dem
Höhepunkt
seiner
Geschichte
stand
er
stumm
da
und
sagte
nichts
mehr.
Zuerst
dachten
alle,
dass
er
eine
Pause
machte,
um
die
Spannung
der
Geschichte
hochzutreiben,
doch
als
er
schließlich
mit
den
Schultern
zuckte
und
niedergeschlagen
die
Bühne
verließ,
wußten
alle,
dass
er
den
Faden
verloren
hatte
und
den
Rest
der
Geschichte
nicht
mehr
kannte. Da er als einziger seinen Geschichte nicht zu Ende brachte, wurde er Letzter. So wollten es die damaligen Regeln!"
"Gut
Onkel!
Aber
warum
erzählst
du
mir
das
alles?
Onkel
Malik
hat
mir
auch
schon
eine
ähnliche
Geschichte
geschildert.
Hat
sich Nuren auch umgebracht? Ist auch er von der Jammertalbrücke gesprungen?"
Rouvard
strich
sich
verlegen
über
sein
graues
Haar
und
nickte.
"Ja,
er
hat
diese
Schmach
nicht
verwinden
können
und
ist
in
den Tod gesprungen! Erstaunlich, dass Malik auch so ein Schlüsselerlebnis hatte."
"Onkel,
ich
verspreche
dir,
dass
ich
mit
nichts
antun
werde,
auch
wenn
ich
die
Letzte
und
ausgebuht
werden
sollte."
Tares
schaute
den
alten
Rouvard
mit
einem
treuherzigen
Blick
an,
dem
selbst
er
nicht
wiederstehen
konnte.
Sein
Gänsekiel
fuhr
über
das Pergament und schrieb den Namen der kleinen Elfin hinzu.
So
ganz
geheuer
war
ihm
die
Sache
trotzdem
nicht.,
da
waren
zu
viele
Umstände
in
zu
kurzer
Zeit
geschehen.
Gerade
heute
am
Tag
des
Sangeswettstreits
taucht
Malik
hier
auf.
Er
schenkt
Tares
die
unglaubliche
Summe
von
fünf
Goldmünzen,
(der
hätte
besser
seine
offene
Zeche
bezahlen
sollen)
um
sie
heute
Abend
auf
den
Wettstreit
singen
zu
hören.
Er
war
mit
seinen
Gedanken
abgedriftet
und
bekam
überhaupt
nicht
mit,
wie
Tares
ihn
fröhlich
auf
die
Wange
küsste
und
beschwingt
wieder
verschwand.
Einen
Moment
blieb
er
noch
wie
versteinert
sitzen,
doch
dann
erhob
er
sich.
Malik!
Mit
ihm
mußte
er
unbedingt
sofort ein paar Worte wechseln.
Rouvard
hatte
die
Tür
seines
Arbeitszimmers
nur
einen
Spalt
weit
geöffnet,
da
vernahm
er
schon
leise
die
Geräusche
aus
der
Schänke,
die
eine
Etage
tiefer
lag.
Es
waren
fröhliche
Klänge,
die
von
einzelnen
Lachern
und
„Bravo“-Rufen
unterlegt
waren.
Für
die
Mittagszeit
waren
diese
Laute
sehr
verwunderlich,
da
ein
Großteil
der
Gäste
nicht
vor
dem
späten
Nachmittag,
nach
den üblichen Geschäften des Tages, bei ihm einkehrten.
„Da
stimmt
doch
was
nicht“,
murmelte
er
argwöhnisch
und
machte
sich
rasch
auf
den
Weg
zur
Schänke.
Als
er
die
Schänkentür
öffnete,
schlug
ihm
nicht
nur
ohrenbetäubende
Musik
entgegen.
Das
Bild,
was
sich
ihm
bot,
ähnelte
schon
stark
einem
Sündenpfuhl.
Raffelio
Wunderklang,
der
Sprecher
der
wandernden
Barden
stand
auf
dem
Tisch
und
sang
schlüpfrige
Lieder
zu
der
Melodie
seiner
Laute.
Die
Gäste
lachten
und
folgten
den
eindeutigen
Aufforderungen
zum
Beischlaf.
Zum
Glück
war
Tares
nicht
in
der
Nähe,
dieser
Anblick
von
nacktem
Fleisch,
der
unzüchtigen
Bemerkungen
und
diesen
eindeutigen
Texten
waren
nichts
für
die
kleine
Elfe.
Und
wo
zum
Teufel
waren
Rouvine
und
Rouvasch?
Von
den
beiden
war
keine
Spur
zu
sehen,
sie
bewirteten
weder
die
Gäste,
sofern
man
dieses
Pack
als
solche
bezeichnen
konnte,
noch
standen
sie
hinter
der
Theke.
Dort
stand stattdessen....
„Malik!“
rief
Rouvard
wütend
aus.
Der
Meister
der
disharmonischen
Künste
blickte
kurz
vom
Bierzapfen
auf.
Hatte
da
jemand
seinen
Namen
gerufen?
Bereits
im
nächsten
Moment
legte
sich
eine
Hand
hart
um
seinen
Nacken
und
drehte
seinen
Kopf
grob
zu
Rouvards
zornesrotem
Gesicht.
„Was
geht
in
meiner
Schänke
vor?
Was
machst
du
hinter
dem
Tresen?
Wo
sind
Rouvine
und
Rouvasch?“ brüllte ihn der höchst verärgerte alte Lautenschmied an.
Mit
einer
unwirschen
Bewegung
löste
sich
Malik
aus
Rouvards
hartem
Nackengriff.
„Rouvard?“
lachte
er
mit
unbeschwerter
Miene den alten Barden an, „Setz dich und feiere mit! Ein Bier?“
Die
freche,
unbekümmerte
Art
des
schlecht
vernarbten
Barden
brachte
Rouvard
noch
mehr
in
Fahrt.
„Was
geht
hier
vor?“
brüllte er Malik ins Ohr.
„Tja,
Lautenschmied!“
Wieder
huschte
ein
feixendes
Grinsen
über
Maliks
Mund:
„Ich
habe
diese
Schänke
für
heute
gemietet
und Rouvasch sowie Rouvine freigegeben....“
„Aber...“,
weiter
kam
Rouvard
nicht,
Malik
hatte
ihm
einen
kleinen,
prall
gefüllten
Sack
in
die
Hand
gedrückt.
„Hier,
die
Miete!
Für heute gehört deine Schänke mir!“
Energischer
Widerstand
baute
sich
in
Rouvard
auf:
„Behalte
deine
Münzen
und
gehe
woanders
feiern.
Hier
findet
heute
Abend
ein Sangeswettbewerb statt...“
„Ruhig,
Meister
Lautenschmied,
ganz
ruhig.
Wir
feiern
hier
noch
eine
kleine
Weile
weiter
und
dann
werden
wir
alles
für
den
heutigen Abend vorbereiten. Wir wollen doch nicht, dass deine Schänke in Verruf kommt, oder?“
Wieder
einmal
blieben
Rouvard
die
Worte
im
Hals
stecken.
Was
sollte
er
nur
noch
sagen?
Malik
hatte
ihm
den
Wind
aus
den
Segeln
genommen.
Mit
vergrämtem
Gesicht
verließ
Rouvard
den
Schankraum
und
trat
vor
die
Tür.
Die
warme
Mittagssonne
fiel
sanft
auf
sein
verärgertes
Gesicht
und
vertrieb
ein
klein
wenig
seine
angesammelte
Wut.
Wo
mochten
Rouvasch
und
Rouvine
nur
sein?
Müßig
betrat
er
die
staubige
Straße
und
machte
sich
auf
die
Suche
nach
den
beiden.
Am
anderen
Ende
der
Stadt fand er die Gesuchten.
Rouvasch
spielte
auf
einer
Rusko-Leier
und
Rouvine
sang
mit
ihrer
unvergleichbar
hellen
Stimme
dazu
das
Lied
vom
verliebten
Esel.
Viele
Zyrer
standen
in
Grüppchen
um
sie
herum
und
summten
das
bekannte
Lied
mit.
Gemächlich
und
ohne
Eile
schlenderte
Rouvard
dorthin
und
verfolgte
interessiert
die
Darbietung
der
beiden.
Rouvasch
begann
gerade
eine
neue
Melodie
anzustimmen.
Der
alte
Rouvard
überlegt,
nachdem
er
ein
paar
Takte
gehört
hatte,
angestrengt.
Wieso
kannte
er
dieses
Lied
nicht?
Rouvines
helle
Stimme
drang
sanft
in
sein
Ohr:
„Und
nun,
die
Bürgerinnen
und
Bürger
von
Zyr,
bitten
wir
euch
um
eure
geschätzte
Aufmerksamkeit für Tares!“
„Tares?“
durchfuhr
es
Rouvard.
Warum
trat
Tares
hier
auf
der
Straße
auf?
Da
sah
er
sie
auch
schon
aus
dem
Schatten
einer
alten
Steineiche
hervortreten.
„Tares?“
rief
er
verwundert
aus,
als
die
hellen
Sonnenstrahlen
auf
sie
fielen.
Tares
war
fast
nicht
wiederzuerkennen,
sie
trug
ein
eng
anliegendes
–
viel
zu
eng
für
seinen
Geschmack
–
Kleid
aus
dunkelblauer
Seide.
Ein
schmales,
zartes
Goldkettchen
schmückte
ihr
Dekolleté
und
an
ihren
Füßen
trug
sie
feine,
mit
schmalen
braunen
Lederriemen
gefertigte Sandalen.
Der
alte
Rouvard
verstand
die
Welt
nicht
mehr.
Was
ging
hier
vor
sich?
Die
Erleuchtung
folgte
bereits
im
nächsten
Moment:
MALIK.
Der
Barde
hatte
Tares
die
Sachen
geschenkt
und
sie
mit
Rouvasch
und
Rouvine
losgeschickt,
damit
sie
noch
genug
Übung
für
den
Abend
bekäme.
Nur
woher
hatte
Malik
das
ganze
Geld?
Und
warum
war
es
Malik
so
wichtig,
dass
Tares
am
Gesangswettbewerb teilnahm?
„Dieses
Lied
widme
ich
meinem
Onkel
Rouvard,
er
ist
der
beste
Onkel,
den
man
sich
wünschen
kann!“
Bereits
im
nächsten
Moment
erhob
sich
ihre
reine,
glockenhelle
Stimme,
die
Rouvines
Stimme
an
Süße
weit
übertraf.
Rouvard
stand
einfach
nur
da
und
lauschte
andächtig
Tares
traurigem
Lied
über
ein
Zwergenmädchen
und
einen
Waldelfen,
die
sich
trotz
ihrer
starken
Liebe
zueinander
nicht
mehr
sehen
durften.
Wie
nicht
anders
zu
erwarten,
nahmen
sich
am
Ende
des
Liedes
die
Zwergin
und
der
Elf
gemeinsam
das
Leben,
um
auf
der
nächsten
Existenzebene
auf
ewig
vereint
zu
sein.
Rouvard
kannte
einige
Lieder,
die
diesem
ähnlich
waren.
Schließlich
war
die
Liebe
zwischen
zwei
verschiedenen
Rassen
ein
gern
gehörtes
Thema
und
brachte
die
Herzen
der
Zuhörer
meistens
zum
Schmelzen.
Selbst
der
alte
Bardenzausel
Rouvard
war
von
Tares
Stimme
und
dem
Text
so
ergriffen,
dass
er
mehrmals
laut
schniefen
musste.
Er
wusste
zwar,
dass
Tares
ein
Talent
für
Kunststücke
und
Bardenerzählungen
hatte.
Doch
diese
gesangliche
Darbietung,
die
tadellos
und
brillant
war,
stellte
Tares
in
ein
neues
Licht.
Die
kleine
Elfin
konnte
wirklich singen, gut singen.
Das
Lied
war
zuende.
Tares
letzter
tiefer
Ton
schwang
noch
in
der
Luft,
als
sich
aus
jeder
Ecke
der
Zuhörerschaft
lautes
Schniefen
und
Schneuzen
erhob.
Nur
Applaus
wollte
sich
nicht
einstellen,
Tares
hatte
ihre
Zuhörer
mit
ihrer
Stimme
zu
sehr
verzaubert.
„Bravo!“
Ein
erlösendes,
lautes
„Bravo!“
weckte
die
Leute
aus
ihrem
tranceähnlichen
Zustand,
in
welches
das
Lied
sie
gebracht
hatte.
Der
endlich
einsetzende
Applaus
glich
einem
Meer
der
Emotionen.
Die
Zuhörer
gaben
alles,
Münzen
flogen
durch
die
Luft
und
bildeten
einen
strahlenden,
im
Sonnenlicht
glitzernden
Teppich
vor
Tares
Füßen.
Selbst
Rouvard,
dem
ein
gewisser
Geiz
nachgesagt
wurde,
öffnete
seinen
gut
versteckten
Münzbeutel
und
warf
Tares
großzügig
eine
Platinmünze
zu
und
trollte
sich
weiter.
Warum
er
dies
tat,
wusste
er
nicht
so
recht.
Eigentlich
hatte
er
doch
mit
seinem
Neffen
und
seiner
Nichte
sprechen
wollen!
Er
blieb
stehen
und
grübelte.
Hatte
er
wirklich
gerade
eben
Tares
eine
Platinmünze
zugeworfen?
Eine
solche
Münze
war
immerhin fünf Goldmünzen wert. War er verrückt geworden, Tares so viel Geld zu schenken?
Mit
einer
hakeligen
Bewegung
machte
er
auf
der
Stelle
kehrt
und
ging
zu
dem
Ort
der
Vorstellung
zurück.
Die
Menschenmenge
hatte
sich
aufgelöst.
Tares
klaubte
mit
Rouvasch
und
Rouvine
die
Münzen
vom
Boden.
„Schaut
mal,
sogar
eine
Platinmünze
ist
dabei!“
hörte
er
Tares
voller
Begeisterung
ausrufen.
„Hier
ist
noch
eine...“
„Hier
auch,,,“,
dann
blickte
die
kleine
Elfe
mit
ihrem
strahlenden Gesicht auf. „Onkel Rouvard! Sieh nur, wie viel mir die Leute für meinen Gesang gegeben haben!“
Rouvard nickte beeindruckt und meinte nur: „Soviel habe ich mit meinen Geschichten noch nie verdient!“
„Wirklich nicht?“ Tares Gesicht glich einer Sonnenblume in ihrer stolzesten Pracht. Es leuchtete förmlich.
Rouvard
stand
ein
wenig
verloren
in
der
Gegend
herum,
auf
der
einen
Seite
freute
er
sich
über
Tares
herausragenden
Erfolg,
auf
der
anderen
Seite
konnte
er
seine
„Spende“
von
einer
Platinmünze
nicht
so
recht
nachvollziehen.
Bislang
hatte
er
höchstens,
und
das
auch
nur
äußerst
selten,
eine
Silbermünze
für
eine
Darbietung
springen
lassen.
Die
Münzen,
die
Rouvasch,
Rouvine
und
Tares
vom
Boden
aufhoben,
waren
hauptsächlich
Goldmünzen,
und
es
waren
viele.
Mehr
als
er
in
einer
gutgehenden Woche mit seiner Schänke verdiente!
„Schau
mal,
Onkel!“
Tares
hielt
einen
prall
gefüllten,
abgewetzten
Lederbeutel
unter
Rouvards
Nase,
„soviel
Geld
habe
ich
noch nie in der Hand gehabt!“
Rouvard
nickte
gönnerhaft.
„Was
meinst
du,
Tares?
Soll
ich
das
Geld
jetzt
mitnehmen
und
für
dich
verwalten?
Ich
muss
ohnehin
in
die
Schänke
zurück...
Was
ich
dich
noch
fragen
wollte:
Wer
hat
dir
denn
diese
schönen
Sachen,
die
du
trägst,
gegeben?“
„Onkel
Malik
hat
sie
mir
geschenkt,
nun
ja,
fast.
Das
Goldkettchen
hat
er
mir
geliehen.
Es
soll
mir
heute
Abend
beim
Gesangswettstreit
Glück
bringen.“
Tares
hob
das
zierliche
Kettchen
ein
wenig,
damit
Rouvard
es
besser
sehen
konnte.
Der
alte
Lautenschmied
grinste
Tares
wissend
an,
er
wusste
nun
endlich
die
Antworten
auf
die
ganzen
Fragen,
die
ihn
die
ganze
Zeit
über gequält hatten. Er nahm Tares Geldbeutel in Verwahrung und eilte zu seiner Schänke zurück.
Als
Rouvard
die
Schanktür
öffnete,
staunte
er
nicht
schlecht.
Der
Raum
war
nicht
wieder
zu
erkennen,
er
war
prächtig
ausstaffiert und bot ein angemessenes Ambiente für den in ein paar Stunden beginnenden Gesangswettbewerb.
„Tromothan zum Gruße, werter Rouvard!“ lachte Malik, der hinter dem Tresen hervorkam. „Und, gefällt es dir?“
„Ja,
sehr
gut
sogar....“,
gab
Rouvard
freimütig
zu,
„was
mir
überhaupt
nicht
schmeckt,
ist
dieser
faule
Zauber,
den
du
heute
Abend
hier
veranstalten
willst.
Das
Schlimmste
davon
ist
aber,
dass
du
Tares
damit
hintergehst.
Du
solltest
dich
schämen!“
Rouvards Blick lastete schwer auf Malik, der kräftig schlucken musste.
„Aber
woher...“,
stammelte
der
narbengesichtige
Barde
und
schaute
Rouvard
schuldbewusst
an.
Der
alte
Lautenschmied
hatte
ihn diesmal kalt erwischt.
„Tares
hat
für
die
Bewohner
Zyrs
ein
Ständchen
gebracht...“,
begann
Rouvard
ärgerlich
zu
grummeln,
doch
er
wurde
von
Maliks
schriller
Stimme
unterbrochen:
„Ich
hatte
Tares
doch
gebeten,
nicht
vor
heute
Abend
aufzutreten,
daher
weißt
du
es!
Habe
ich
recht?“
Malik
raufte
sich
die
Haare
und
wirkte
sehr
verzweifelt.
Er
sah
so
jämmerlich
aus,
dass
Rouvard
beinahe
Mitleid mit ihm hatte.
„Sie
wird
heute
Abend
die
Kette
nicht
tragen“,
begann
Rouvard.
„Am
besten
gehst
du
sofort
zu
ihr
und
redest
ihr
den
Gesangswettstreit
wieder
aus...“
„Die
Kette
ist
doch
jetzt
wertlos.
Mein
ganzer
Plan,
Tares
zur
Siegerin
zu
machen,
ist
dahin.
Die
magische
Ladung
in
der
Kette
reichte
nur
noch
für
eine
Anwendung!
Die
Vorsteher
aus
den
Gilden
hätten
nichts
gemerkt,
da
die
Ladung
ziemlich
schwach
war.
Deswegen
gab
ich
sie
doch
Tares.
Sie
hätte
Gesangs-Königin
werden
können.
Ich
könnte
mich
treten
für
meine
Voreile!
Hätte
ich
doch
nur....“
Malik
war
mit
den
Nerven
am
Ende,
er
raufte
sich
gequält
die
Haare
und
schaute Rouvard bittend an. „Bitte Rouvard, ich kann es Tares nicht sagen. Es würde ihr das Herz brechen...“
Rouvard
nickte
stumm.
Vor
seinem
geistigen
Auge
sah
er
nochmals
Tares
strahlendes
Gesicht.
„Aber...“,
begann
er
schließlich,
„wir
können
sie
auch
nicht
auftreten
lassen,
ihre
Seele
könnte
Schaden
nehmen,
wenn
sie
Letzte
werden
würde.
Wenn
mir
doch
nur
etwas
einfallen
würde...“
Sein
Blick
streifte
Malik,
der
wie
ein
geprügelter
Hund
zusammengesunken
da
saß.
„Eines
will
ich
dir
aber
noch
sagen,
Herr
Athramis.
Zukünftig
wirst
du
mich
in
deine
seltsamen
Machenschaften
einweihen,
wenn
es
um Tares geht! Verstanden?!“
„Oh
Rouvard...“
Malik
war
aufgesprungen
und
wollte
Rouvard
zum
Dank
drücken,
der
jedoch
wich
einen
Schritt
nach
hinten
zurück
und
meinte
nur:
„Es
geht
mir
nur
um
Tares
und
ihr
Seelenwohl,
also
lass
diese
Gefühlsausbrüche.
Wärst
du
nicht
ein
Ehrengast
von
Rouvasch,
dann
hättest
du
zeitlebens
Hausverbot!
Und
nun
komm,
wir
haben
noch
einiges
zu
erledigen,
um
Tares nicht Letzte werden zu lassen.“
Malik
glaubte
nicht
richtig
gehört
zu
haben.
„Moment,
Rouvard.
Heißt
das
vielleicht...“
„Ja,
ich
werde
den
Wettstreit
soweit
manipulieren,
dass
Tares
nicht
Letzte
wird,
mehr
nicht,
Malik.
Verstanden?“
Rouvard
schüttelte
nochmals
seinen
Kopf,
dass
seine weißen Haare nur so flogen, „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich auf meine alten Tage nochmals tricksen würde.“
Der
große
Moment
war
gekommen.
Rouvards
Schänke
war
gerappelt
voll,
teilweise
standen
die
Leute
sogar
vor
der
Schänke
und
schauten
durch
die
weit
geöffneten
Schänkenfenster
dem
Treiben
zu.
Rouvasch
und
Rouvine
standen
hinter
der
Theke
und
füllten
schweißgebadet
ohne
Unterlass
die
Gefäße
mit
Wein,
Met
und
Bier.
Von
Rouvard
und
Malik
fehlte
jede
Spur,
und
gerade
jetzt hätten die beiden weitere helfende Hände gebraucht.
„Hallo,
geliebtes
Bruderherz.
Wir
haben
auch
Durst!“
drang
es
durch
die
Geräuschkulisse
an
Rouvaschs
Ohr.
Der
Halbelf
schaute
entnervt
auf,
diese
Stimme
kannte
er
doch.
„Rhonda!“
entfuhr
es
ihm,
seine
Stimme
klang
höchst
verärgert,
„Was
willst
du
denn
hier?
Dies
ist
ein
Gesangswettbewerb,
und
keine
zwielichtige
Schänke,
in
der
sich
das
Gesindel,
dass
du
suchst,
herumtreibt!“
„Nette Begrüßung!“, frotzelte Rhonda zurück, „ich bin hier, um Tares singen zu hören.“
„Wie? Tares? Singen? Davon weiß ich noch gar nichts...“ Rouvasch blickte Rhonda verwirrt an, „Woher weißt du...?“
„Wer
ist
denn
Tares?“
warf
eine
Stimme
ohne
Körper
ein,
dann
erschienen
zwei
Hände
am
Tresenrand
und
ein
kleiner,
grüner
Kopf wurde sichtbar.
„Takina?“ Rouvasch meinte in dem kleinen, grünen Goblin einen alten Bekannten wiederzuerkennen.
„Er heißt Riffel und arbeitet mit mir zusammen...“ , begann Rhonda.
„Kriegen
wir
jetzt
was
Trinkbares?“
schob
sich
eine
weitere
Stimme
dazwischen,
die
zu
einer
jungen
Frau
in
einer
staubigen,
tiefblauen Robe gehörte.
„Gehört sie auch zu dir?“ Rouvasch warf einen fragenden Blick zu Rhonda.
„Dies
ist
Klariss!
Ich
begleite
sie
ein
Stück.
Ende
der
Fragestunde.
Eine
Milch
für
den
Gobbo,
für
Klariss
eine
Weinschorle
und
für
mich
ein
Starkbier!“
meinte
Rhonda
trocken,
dann
schob
sie
aber
noch
ein
„Bitte!“
hinterher,
um
ihrer
Bestellung
Nachdruck zu verleihen.
Rouvasch
füllte
die
Gefäße
und
wunderte
sich
nur
noch.
Rhonda
hatte
noch
nie
Starkbier
getrunken,
sollte
sie
wirklich
nur
privat
hier
sein?
Aber
warum
hatte
sie
so
seltsame
Gestalten
um
sich
versammelt?
Er
stellte
die
Getränke
stumm
auf
den
Tresen und hielt die Hand auf.
„Rouvard
zahlt
für
uns“,
kicherte
Rhonda
mit
einem
wissenden
Gesicht
und
schob
sich
mit
ihrer
Begleitung
wieder
in
den
Raum
hinein,
hinaus
aus
seinem
Blickfeld.
Rhonda
hatte
gekichert
–
dieser
höchst
seltene
Umstand
machte
Rouvasch
doch
sehr nervös und nachdenklich.
Der
dunkle,
kräftige
Klang
des
riesigen
Gongs,
der
neben
der
Tribüne
stand,
sorgte
dafür,
dass
endlich
Ruhe
in
der
menschengefüllten
Schänke
eintrat.
Ein
dunkler
Vorhang
hinter
der
Bühne
wurde
zur
Seite
geschoben
und
die
obersten
Lehrmeister der umliegenden Bardengilden traten hervor.
Rouvard,
der
nun
auch
auf
die
Bühne
trat,
begrüßte
derweil
die
vielen
Gäste:
„Herzlich
willkommen
zum
alljährlichen
Gesangswettstreit
hier
in
Zyr.
Es
freut
mich
ungemein,
dass
meine
Schänke
in
diesem
Jahr
den
Wettstreit
ausrichten
darf.
Begrüßt
nun
mit
mir
die
Juroren.
Aus
der
Bardengilde
von
Zyr
kommt
der
geschätzte
Dilling,
die
Gilde
der
Barden
aus
Lakatien
hat
Killian
Krummnase
zu
uns
gesendet.
Aus
der
Bardengilde
von
Drego
begrüßen
wir
Wulgen
Wohlklang.
Auch
zu
uns
gereist
ist
Lilien
Lautenschlag,
die
Vertreterin
der
Bardengilde
unserer
Landeshauptstadt
Wolpa
und
natürlich
haben
wir
auch
wieder
unseren
Ehrenbarden
dabei,
der
die
Zunft
der
Wanderbarden
vertritt.
Einen
Extraapplaus
für
Raffaelio
Wunderklang!“
Die
Menschenmenge
hatte
die
ganze
Zeit
über
brav
applaudiert,
als
der
ehrwürdige
alte
Barde
Raffaelio
jedoch
die
Bühne
betrat,
wurde der Beifall stärker, und vereinzelt standen Barden auf, um diesem alten Barden ehrfürchtig ihren Tribut zu zollen.
Nachdem
alle
Juroren
sich
auf
ihre
Plätze
seitlich
der
Bühne
gesetzt
hatten,
erhob
sich
wieder
Rouvards
Stimme:
„In
diesem
Jahr
haben
sich
wieder
die
besten
der
besten
Sangesbarden
und
–bardinnen
hier
zusammengefunden,
um
unter
sich
den
besten
Sangeskünstler
oder
die
beste
–künstlerin
auszumachen.
Freut
Euch
also
mit
mir
auf
Dringin
Nockelkamm,
Laurana
Hellton,
Paulon,
Nellis,
Takan
Kannenguss
und
Tares.
Und
ich
habe
nun
schon
genug
geredet,
begrüßen
Sie
mit
mir
Dringin
Nockelkamm!“
Rouvard
verließ
die
Bühne
und
eine
bunt
gekleidete
Person
mit
einer
Wanderharfe
unter
dem
Arm
trat,
von
einem
großzügigen
Applaus
begleitet,
hinter
dem
Vorhang
hervor.
„Hallo
alle
miteinander!“,
begrüßte
er
die
Leute
in
der
Schänke,
„ich
werde
für
euch
–
und
nur
für
euch
–
das
Lied
vom
Gockel
Helias
singen!
Viel
Spaß
damit!“
Er
griff
in
seine
Harfe
und
begann
mit
fröhlicher
Miene
und
einer
dunklen,
sanften
Stimme
zu
singen.
Bei
seiner
letzten
Strophe
geschah
es
dann!
Keiner
sah,
woher
es gekommen war, doch nun stand es auf der Bühne.
Ein
Huhn,
wenngleich
ein
sehr
aggressives.
Dringin
setzte
gerade
zum
nächsten
Hahnkräher
in
der
Strophe
an,
als
das
Huhn
ihn
attackierte.
Dringin
blieben
für
einen
Moment
die
Töne
im
Halse
stecken.
Dieses
Huhn
hatte
ihn
so
fest
in
die
Wade
gepickt,
dass
seine
Stimme
zu
wackeln
und
zu
zittern
begann.
Sein
fröhliches
Gesicht
wurde
krebsrot
vor
Zorn.
Nachdem
er
sein
Lied
mit
dem
Vers
„drum
liebt
er
die
Hennen
und
die
Hähne“
beendet
hatte,
trat
er
nochmals
nach
dem
Huhn
und
traf
es
direkt in die Seite. Unter seinen wütenden Worten „Blödes Federvieh!“ schoss es wild flatternd in die Menschenmenge.
Rouvard
betrat
mit
einem
verschmitzen
Lächeln
erneut
die
Bühne.
„Das
war
Dringin
Nockelkamm.
Ich
fand
den
Schluss
zwar
ein
wenig
exzentrisch,
aber
glücklicherweise
entscheidet
die
Jury
und
nicht
ich!
Begrüßen
Sie
nun
mit
mir
Laurana
Hellton
mit
dem Lied ‚Ich liebe einen Troll’.“
Während
ein
mäßiger
Applaus
die
besagte
Künstlerin
begrüßte,
gesellte
Rouvard
sich
zu
Malik,
der
in
einer
dunklen,
versteckten Nische nahe der Bühne hockte. „Gut gemacht, Malik!“ flüsterte er dem narbengesichtigen Barden zu.
„Hä?“ entgegnete dieser erstaunt, „es ging doch daneben! Die Henne hier will einfach nicht aus dem Käfig rauskommen...“
„Wie?“
Nun
war
es
Rouvard,
der
dumm
aus
der
Wäsche
schaute:
„Aber...“
Ein
heller
Schrei
ließ
ihn
innehalten;
er
blickte
auf
die
Bühne
zurück
und
wusste
nicht,
ob
er
laut
lachen
oder
weglaufen
sollte.
Neben
Laurana
stand
ein
Troll,
ein
wahrhaftiger
Troll,
der
sich
zu
Lauranas
Lied
sanft
wiegend
hin-
und
herbewegte.
Die
Bardin
Laurana
sang
tapfer
weiter
und
schob
sich
mit
jedem
gesungenen
Wort
ein
Stück
mehr
vom
Troll
weg.
Am
Ende
des
Liedes
stand
nur
noch
der
tanzende
Troll
auf
der
Bühne.
Die Menge hielt den Atem an, was würde nun geschehen? Wie würde der Troll handeln?
Einige
Jurymitglieder
sah
man
hektisch
in
kleinen
Zauberbüchern
blättern,
doch
der
Troll
schien
friedlich
zu
bleiben.
Entgegen
Lauranas
letzter
Strophe,
in
der
der
Troll
die
Geliebte
verspeiste.
ging
dieser
Troll
einfach
von
der
Bühne,
bahnte
sich
einen
Weg durch die Menge und verschwand durch die Schänkentür nach draußen. Applaus wollte sich nicht so recht einstellen.
Zögernd
betrat
Rouvard
nun
wieder
die
Bühne,
er
versuchte,
ein
Lächeln
auf
sein
Gesicht
zu
zaubern
und
sagte
den
nächsten
Teilnehmer
an:
„Das
war
die
bezaubernde
Tro...
äh,
ich
meine
natürlich
Laurana.
Nun
tritt
auf
der
allseits
beliebte
Paulon
mit
dem Lied ‚Ich bin ein freier Mann’! Applaus!“ Vereinzeltes Klatschen begrüßte den Mann, der mehr wie ein Waldläufer wirkte.
Rouvard
hatte
sich
wieder
zurückgezogen.
Bisher
waren
alle
Barden
bei
ihrem
Gesang
gestört
worden
und
Paulon
würde
auch
gleich
ein
böse
Überraschung
erleben.
Er
selbst
hatte
nach
Rhonda
schicken
lassen,
damit
sie
Paulon,
der
nach
Rouvaschs
Ansicht
der
beste
Teilnehmer
war,
aus
dem
Wettstreit
bringen
würde.
Aber
wer
mochte
noch
ein
Interesse
daran
haben,
diesen
Sangeswettstreit zu stören? Doch so sehr er nachdachte, es fiel ihm niemand ein.
Rhonda
saß
mit
Klariss
und
Riffel
an
einem
Tisch
nahe
der
Bühne.
Sie
selbst
trank
die
Milch
und
hatte
dem
grünen
Goblin
das
Starkbier
überlassen.
Riffel
war
daraufhin
zwar
schweigsamer
geworden,
hatte
aber
andere
Qualitäten
an
sich
festgestellt.
Beim
letzten
Lied
musste
er
schon
von
Klariss
festgehalten
werden,
da
er
unbedingt
mit
dem
Troll
zusammen
auf
der
Bühne
schunkeln wollte. Paulon stimmte erneut seinen Refrain an. Riffel pfiff mit, nur leider völlig schräg.
Die
letzte
Strophe
von
‚Ich
bin
ein
freier
Mann’
setzte
ein.
Zu
den
Worten
‚Von
niemandem
werd
ich
gesucht’
erhob
sich
Rhonda
von
ihrem
Platz
und
betrat
die
Bühne.
Paulon
war
zu
sehr
auf
das
mitklatschende
Publikum
fixiert.
Er
bemerkte
nicht,
wie
Rhonda
zu
ihm
trat
und
fest
am
Arm
packte.
„Ja,
Leute,
ich
bin
frei...“,
sang
er
noch,
dann
blickte
er
in
Rhondas
Gesicht
und verstummte.
„Doch
leider
ist
das
nun
vorbei!“
ergänzte
Rhonda
lächelnd
und
fügte
dann
mit
lauter
Stimme
hinzu:
„Paulon
wird
in
Prien
wegen Betruges gesucht. Entschuldigt Leute, aber ich nehme ihn jetzt mit!“
Rouvard feixte Malik zu: „Klasse gelaufen, was?“
„Findest
du?“
murmelte
Malik
nur
und
deutete
auf
die
Bühne.
Was
Rouvard
nun
sah,
gehörte
wiederum
nicht
zu
seinem
Plan.
Auf
der
Bühne
standen
zwei
weitere
Personen,
die
darauf
bestanden,
Paulon
ausgeliefert
zu
bekommen.
Rouvard
stürzte
auf
die
Bühne
und
konnte
eine
bevorstehende
Prügelei
–
Rhonda
wollte
natürlich
Paulon
nicht
wieder
herausrücken
–
verhindern.
Er warf Rhonda einen bittenden Blick zu, die mit säuerlicher Miene den Sänger an die beiden anderen Kopfjäger abgab.
„Nach
diesem
kleinen
Zwischenfall
kommen
wir
zur
nächsten
Gesangsdarbietung.
Die
bildschöne
Bardin
Nellis
wird
Ihnen
nun
ihr
Lied
‚Ich
trage
gülden
Haar’
zum
Besten
geben.“
Nellis
schwebte
förmlich
auf
die
Bühne
und
Rouvard
ging
nachdenklich
ab.
Er
rekapitulierte
nochmals
die
Sänger,
ihre
Titel
und
deren
Zwischenfälle
und
erkannte
einen
Zusammenhang.
Die
Störungen
standen
mit
den
Liedern
in
Verbindung!
Das,
was
geschah,
war
immer
das
Gegenteil
von
dem,
was
man
sang.
Dann
müssten
Nellis Haare gleich ausfallen oder....
„Iiiiih...!“,
der
hohe
Schrei
des
Ekels
ließ
Rouvard
unweigerlich
zur
Bühne
schauen.
Da
stand
Nellis,
nur
Nellis
goldblondes
Haar
war
nun
pechschwarz,
teilweise
lief
die
schwarze
Farbe
auch
in
ihr
Gesicht.
Aus
unerfindlichen
Gründen
war
diese
schwarze Farbe von der Decke getropft und hatte Nellis schwarzhaarig werden lassen.
Rouvards
Gang
zur
Bühne
war
schleppend.
Er
zwang
sich
ein
Lächeln
ab,
während
er
Takan
Kannenguss
mit
dem
Lied
‚Alle
sind
so
nett
zu
mir’
ansagte.
Während
er
wieder
nach
hinten
ging,
dachte
er
an
Tares
Lied.
Es
hieß
‚Die
Liebenden’.
Sollte
er
sie wirklich auf die Bühne lassen?
Laute
Buhrufe
und
ein
Pfeifkonzert
bestätigten
Rouvards
Theorie.
Kaum
hatte
Takan
seine
letzte
Strophe
begonnen,
begannen
die
ersten
Leute
zu
buhen
und
zu
schimpfen.
Wie
ein
geprügelter
Hund
verließ
Takan
die
Bühne,
er
schimpfte
über
das
schreckliche Publikum und schwor, nie wieder in Zyr aufzutreten.
Tares
stand
erwartungsvoll
und
nervös
hinter
dem
dunklen
Vorhang
und
wartete
auf
ihren
Auftritt.
Gleich
würde
ihr
Onkel
ihren
Namen
aufrufen
und
sie
würde
auf
die
Bühne
gehen
und
lächeln.
Sie
zupfte
nochmals
an
ihrem
dunkelblauen
Kleid
aus
Seide,
schaute
auf
die
schönen
neuen
Sandalen
und
griff
nach
dem
Goldkettchen,
ihrem
Glücksbringer,
den
ihr
Malik
für
diesen
großen
Auftritt
geliehen
hatte.
Ihre
Hände
zitterten,
da
endlich
hörte
sie
die
erlösenden
Worte
ihres
Onkels:
„Dies
waren
alle
Interpreten,
die
Jury
wird
sich
nun
zurückziehen...“
Tares
stand
wie
versteinert
da.
Ihr
Onkel
hatte
sie
vergessen
-
oder
wollte
er
gar
nicht,
dass
sie
sang?
Oh,
wie
gemein
Onkel
Rouvard
doch
sein
konnte.
Dicke
Kullertränen
rannen
ihr
Gesicht
herunter,
im
gleichen
Moment
fiel
mit
einem
Riesenradau
der
dunkle
Vorhang
zu
Boden.
Die
Zuschauer,
die
Jury
und
auch
Rouvard
schauten
erschrocken
zu
der
Stelle,
wo
gerade
noch
der
Vorhang
gehangen
hatte.
Der
lag
nun
am
Boden
und
gab
den Blick auf Tares frei, die bitterlich weinte.
Rouvards
Hals
war
trocken,
sehr
trocken
sogar.
Er
musste
sich
in
diesem
Moment
eingestehen,
falsch
gehandelt
zu
haben,
er
hatte
seine
kleine
Tares
sehr
verletzt
und
sein
Versprechen
nicht
gehalten.
Der
Zufall,
oder
eine
Fügung
des
Schicksals
hatten
nun
dafür
gesorgt,
dass
seine
Tat
offenkundig
wurde.
Mit
einem
krächzenden
Seufzer
unterbrach
Rouvard
die
Stille
und
sagte
Tares
an:
„Oh,
verzeiht
mir!
Da
ist
mir
wohl
ein
kolossaler
Fehler
unterlaufen;
ich
vergaß
die
letzte
Teilnehmerin
anzusagen.
Es
ist
Tares,
meine
kleine
Tares,
und
sie
wird
euch
allen
von
‚DEN
GELIEBTEN’
singen.“
Diesmal
ging
er
aber
nicht
von
der
Bühne,
sondern
direkt
auf
die
Kleine
zu.
Er
trocknete
ihr
die
Tränen
und
zog
sie
sanft
nach
vorne.
„Dein
Publikum
wartet
auf
dich...“
meinte
er
mit
erstickter
Stimme
und
kämpfte
mit
seinen
Tränen
der
Reue.
Er
war
wirklich
sehr
gemein
zu
dem
Liebsten,
was
er hatte, gewesen.
Da
stand
Tares
nun.
Unzählige
Augenpaare
blickten
sie
erwartungsvoll
an;
sie
holte
noch
einmal
tief
Luft,
versuchte
ein
leichtes
Lächeln
aufzusetzen
und
öffnete
den
Mund.
Wie
von
selbst
huschten
die
melodischen
Worte
über
ihre
zarten,
dünnen
Lippen
und
verbanden
sich
mit
der
Melodie
einer
Rusko-Leier
zu
einer
Komposition,
die
einerseits
so
wunderschön
und
andererseits
so
ergreifend
war.
Vereinzelt
schluchzte
der
eine
oder
andere
Zuhörer
auf,
ab
und
an
musste
sich
ein
Jurymitglied
über
die
Augen
wischen.
Selbst
Rouvard,
der
noch
im
hinteren
Teil
der
Bühne
wartete,
um
bei
einem
unvorhersehbaren
Ereignis
rasch
eingreifen
zu
können,
rannen
die
Tränen
der
Rührung
das
Gesicht
herunter
und
befeuchteten
seinen
grauen
Vollbart.
Tares
elfenhafter
Gesang
hatte
die
ganze
Schänke
gefangen
genommen.
Alle
waren
wie
verzaubert
und
lauschten
der
hellen,
kräftigen
und
auch
traurigen
Stimme
der
jungen
Elfin.
Tares
stimmte
die
letzte
Strophe
an,
noch
immer
schlüpften
die
lyrischen
Worte
wie
von
selbst
aus
ihr
heraus.
Aus
einem
Augenwinkel
heraus
bemerkte
sie,
wie
zwei
Gestalten
die
Bühne
betraten.
Rouvards
Blick
war
einzig
auf
Tares
gerichtet.
Seine
Tares.
Er
war
ja
so
stolz
auf
sie.
Für
einen
Moment
passte
er
nicht
auf
und
versank
in
seinen
Gedanken,
alten,
vergessenen
Gedanken,
in
denen
er
noch
ganze
Schänken
mit
seinen
Geschichten zu erfüllen vermochte. Nun war er nur noch alt und langweilig, er... „Rhonda?!“
Sein
Blick
wanderte
von
Tares
zu
der
Kopfgeldjägerin,
die
sich
widerwillig
von
einem
kleinen
Gobbo
auf
die
Bühne
ziehen
ließ.
Was suchten denn die beiden auf der Bühne?
„Und so kam es zu der Tragödie letzter Teil,
es gellte ihr greller, finaler, letzter Schrei,
bis zu den Dörfern der beiden Geliebten hin,
denn das Leben machte für beide nicht mehr Sinn.
Drum sprangen die beiden lächelnd Hand in Hand
gemeinsam in das ewige glückliche Land.“
Tares
Lied
war
zuende.
Ihre
letzten
Töne
hingen
noch
in
der
Luft,
auch
die
wehmütige
Melodie
der
Rusko-Laute
klang
ein
wenig nach. Eine ehrfürchtige Stille setzte ein, bis die hohe, quietschige Stimme des Gobbos die Ruhe jäh zerstörte.
„Rhonda?“
quäkte
er,
„Meine
Rhonda,
hier
und
jetzt
gestehe
ich,
vor
all
den
Leuten
hier,
dass
ich
dich
unendlich
liebe.
Möchtest
du
meine
Frau
werden?“
Wieder
setzte
eine
Stille
ein,
diese
war
jedoch
nicht
angenehm,
sondern
sehr
nervenaufreibend,
besonders
für
Riffel,
der
erwartungsvoll
zu
seiner
großen
Liebe,
der
Kopfgeldjägerin
Rhonda
Lautenschmied,
aufblickte.
Sämtliche
Augen
der
Schänke
starrten
sie
erwartungsvoll
an,
selbst
Malik
war
aus
der
dunklen
Nische
gekrochen,
um
Rhondas
Reaktion
zu
erleben.
Rhonda
wirkte
sehr
nachdenklich,
dann
schenkte
sie
dem
Gobbo
ein
strahlendes
Lächeln.
„Mein
lieber
Riffel....“,
begann
sie
mit
honigsüßer
Stimme,
„es
wird
für
mich
eine
besondere
Ehre
sein...
Dir
dein
nicht
vorhandenes
Fell
über
die
Ohren
zu
ziehen
und
an
den
nächstbesten
Kürschner
zu
verkaufen!“
Ihre
Stimme
klang
nun
wieder
kühl
und
gelassen.
„Du
hast
dem
Kind
soeben
die
Schau
gestohlen.
Schäm
dich!
Troll
dich
von
der
Bühne,
wir
sprechen
uns
gleich
noch!“
Während
Riffel
traurig
und
mit
gesenktem
Haupt
sich
von
der
Bühne
trollte,
begann
Rhonda
in
die
Hände
zu
klatschen.
„Toll!“
meinte
sie
zu
Tares,
die
nervös
herumstand
und
nicht
wusste,
was
das
eben
Geschehene
eigentlich
sollte,
„einfach
nur
toll!“
Rouvard fiel als nächster in das Klatschen ein, dann folgte Malik und kurz darauf der ganze Saal.
Bis
an
den
Stadtrand
von
Zyr
hörte
man
in
den
nächsten
Minuten
den
Beifallssturm,
der
endlich
losbrach.
Unter
dem
donnernden
Applaus
erhob
sich
auch
die
gesamte
Jury
und
beglückwünschte
die
über
alles
strahlende
Tares
zum
Sieg
des
diesjährigen
Gesangeswettstreits.
Die
Vorsteher
der
einzelnen
Bardengilden
waren
sich
in
diesem
Punkt
einig
gewesen.
Wer
es
vermochte,
die
Zuschauer
zu
solchen
Beifallsstürmen
hinzureißen,
verdiente
es
den
Wettstreit
zu
gewinnen.
Rouvard
war
so
stolz
auf
seine
Tares,
dass
er
nicht
eine,
nicht
zwei,
sondern
fünf
Fässer
Wein
und
Bier
als
Freigetränke
spendierte.
An
diesem
Abend
wurde
noch
lange
gefeiert,
gesungen
und
getrunken.
Dieser
Gesangswettstreit
in
seiner
Schänke
würde
noch
lange
Gesprächsthema in Zyr sein.
Raffaelio
Wunderklang
war
der
letzte
an
diesem
Abend,
der
die
Schänke
verließ.
Beschwingt
und
stark
angeheitert
taumelte
er
zu seinem Planwagen zurück, den er vor den Toren Zyrs zurückgelassen hatte.
„Und?“
fragte
eine
weibliche
Stimme
aus
dem
Wageninneren
Raffaelios.
Dieser
grinste
bereit
und
rieb
sich
zufrieden
die
Hände.
„Wir
hätten
den
‚Liedinhaltumkehr’-Spruch
gar
nicht
sprechen
müssen.
Rouvards
Kleine
hat
wirklich
Talent.
Sie
kann
auch
ohne
die
Gesangskette
hervorragend
singen;
sie
wird
bestimmt
einmal
eine
große
Sängerin,
auch
ohne
unsere
Nachhilfe!“
Dabei
grinste
er
breit
und
seine
schiefen,
gelben
Zähne
wurden
sichtbar.
„Wir
geben
ihr
noch
ein
bis
zwei
Jahre
zur
Reifung, dann holen wir sie uns und unseren Freund Malik brauchen wir dann nicht mehr!“ Raffaelio lachte.
Sein
gehässiges,
schmutziges
Lachen
zog
durch
die
dunkle
Nacht,
wie
ein
unheimlicher
Vorbote
eines
zukünftigen
Verbrechens, bis es sich endlich in der weiten Steppe Tromothans verlor.
ENDE
Bardenwettstreit